Selbstbewusstsein

In der Psychologie bezieht sich Selbstbewusstsein auf das Wissen um das eigene Selbst – die bewusste Wahrnehmung und Kenntnis der eigenen Persönlichkeit, Gedanken, Gefühle, Stärken, Schwächen, Werte und Ziele. Es ist die kognitive Komponente des Selbstkonzepts.

Ein Mensch ist selbstbewusst, wenn er weiß, wer er ist und wie er in verschiedenen Situationen auf andere wirkt (Selbstreflexion).

Abgrenzung zu verwandten Begriffen

Im Alltag werden „Selbstbewusstsein„, „Selbstwertgefühl“ und „Selbstvertrauen“ oft synonym verwendet, doch die Psychologie unterscheidet klar zwischen diesen zentralen Aspekten des Selbstkonzepts:

Begriff Definition (Psychologie) Fokus / Frage
Selbstbewusstsein Das Wissen um das eigene Selbst, die eigenen Eigenschaften, Werte, Bedürfnisse und die Wirkung auf andere. (Kognitiv) „Ich weiß, wer ich bin.“
Selbstwertgefühl (Selbstwert) Die emotionale Bewertung der eigenen Person. Das Gefühl, als Mensch wertvoll zu sein, unabhängig von Leistung oder äußeren Umständen. (Emotional) „Ich bin wertvoll.“
Selbstvertrauen Die Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen, bestimmte Aufgaben oder Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. (Handlungsbezogen) „Ich kann etwas.“

Zusammenhang: Ein gesundes Selbstbewusstsein (Ich kenne mich) ist die Grundlage für ein stabiles Selbstwertgefühl (Ich bin wertvoll) und ein realistisches Selbstvertrauen (Ich kann das).

Psychologische Entwicklung

Das Selbstbewusstsein entwickelt sich im Laufe des Lebens, stark beeinflusst durch soziale Interaktion:

  1. Sozialer Vergleich:
    Kinder beginnen früh, sich mit anderen zu vergleichen, was zur ersten Einschätzung der eigenen Fähigkeiten führt.
  2. Rückmeldung:
    Die Rückmeldungen von Bezugspersonen (Eltern, Lehrer) prägen maßgeblich das Bild, das man von sich selbst hat. Positive, wohlwollende und konstruktive Rückmeldungen fördern ein gesundes Selbstbewusstsein.
  3. Erfolgserlebnisse:
    Eigene, aktiv herbeigeführte Erfolge tragen zum Selbstvertrauen und damit indirekt zur Stärkung des Selbstbewusstseins bei, da sie die Selbstwirksamkeitserwartung erhöhen (die Überzeugung, dass man ein Ziel durch eigene Handlungen erreichen kann).

Psychologische Strategien zur Stärkung

Die Stärkung des Selbstbewusstseins ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie und des Coachings:

  • Selbstreflexion:
    Gezieltes Hinterfragen der eigenen Gedanken, Emotionen und Verhaltensmuster (siehe SMART-Methode und Selbstreflexion). Dies dient dazu, Stärken bewusst zu machen und dysfunktionale Glaubenssätze („Ich bin nicht gut genug“) aufzudecken.
  • Achtsamkeit (Mindfulness):
    Übungen helfen, die Selbstwahrnehmung zu schärfen und innere Prozesse wertneutral zu beobachten, anstatt sie sofort negativ zu bewerten.
  • Konfrontation und Kompetenzerwerb:
    Das bewusste Verlassen der Komfortzone und das Annehmen neuer Herausforderungen führen zu Erfolgserlebnissen, die das Selbstvertrauen und damit die Selbsterkenntnis stärken.
  • Soziale Kompetenztrainings:
    Übungen zur Verbesserung der Kommunikations- und Durchsetzungsfähigkeit, was zu einer realistischeren Einschätzung der eigenen Wirkung auf andere führt (externes Selbstbewusstsein).
  • Fokus auf den Selbstwert:
    Techniken wie das Führen eines Erfolgs- oder Dankbarkeitstagebuchs oder die Praxis des Selbstmitgefühls helfen, die emotionale Basis des Selbstwerts zu festigen.
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