Soziales Netz
In der Psychologie und Klinischen Psychologie bezieht sich der Begriff Soziales Netz primär auf das personale (oder egozentrierte) Netzwerk eines Individuums.
Es handelt sich dabei um die Gesamtheit aller relevanten sozialen Beziehungen und Interaktionen einer Person in der realen Welt.
Im Fokus steht die Auswirkung dieser Beziehungen auf das Wohlbefinden, die psychische Gesundheit und die Fähigkeit zur Stressbewältigung des Individuums.
Das Personale Soziale Netz
Das personale soziale Netz wird vom Individuum (Ego) generiert und umfasst alle Personen, mit denen es in direktem oder indirektem Kontakt steht. Es wird anhand verschiedener Merkmale analysiert:
- Größe
Die Anzahl der Personen im Netz. - Dichte
Der Grad, in dem die Mitglieder des Netzes sich untereinander kennen. - Zusammensetzung
Die verschiedenen Rollen der Personen (Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn, professionelle Helfer). - Intensität/Qualität
Die emotionale Nähe, das Vertrauen und die Häufigkeit des Kontakts. - Multiplexität
Wenn eine Person mehrere Rollen gleichzeitig einnimmt (z. B. Kollege und Freund).
Die zentrale Funktion: Soziale Unterstützung
Der wichtigste Aspekt des sozialen Netzes aus psychologischer Sicht ist die Soziale Unterstützung. Ein gut funktionierendes Netz liefert Ressourcen, die als entscheidender Puffer gegen Stress wirken und die allgemeine psychische Gesundheit fördern:
- Emotionale Unterstützung
Zuneigung, Verständnis, Zuhören, Trost. - Instrumentelle Unterstützung
Konkrete Hilfe (Geld, Transport, Kinderbetreuung, Hilfe beim Umzug). - Informationelle Unterstützung
Ratschläge, Informationen, Vorschläge zur Problemlösung. - Bestätigung/Feedback
Soziale Anerkennung, Bestätigung des Selbstwerts und der eigenen Meinungen.
Psychologische Wirkungen
- Direkteffekt
Ein starkes Netz steigert generell das Wohlbefinden, unabhängig von aktuellen Krisen. - Puffereffekt
Es mildert die negativen Auswirkungen von Stressoren und Lebenskrisen (z. B. Verlust, Krankheit) und fördert die Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit).
Umgekehrt können Netzwerkarmut (wenige Kontakte) oder konfliktreiche Beziehungen in einem dichten Netz zu Einsamkeit, erhöhtem Stress und einem höheren Morbiditätsrisiko führen.
« zurück zum Glossar-Index