Systemische Therapie
Die Systemische Therapie ist ein wissenschaftlich anerkanntes psychotherapeutisches Verfahren, das eine besondere Perspektive auf Probleme und deren Lösung einnimmt.
Hier ist der Kernansatz einfach erklärt:
Das System im Fokus
Der zentrale Gedanke der Systemischen Therapie ist, dass Probleme nicht isoliert in einer Einzelperson entstehen, sondern immer im Kontext der sozialen Beziehungen und Interaktionsmuster der Person.
- Der Mensch als Teil eines Systems:
Ein Mensch wird immer als Teil eines oder mehrerer „Systeme“ betrachtet (z.B. Familie, Partnerschaft, Freundeskreis, Arbeitsumfeld). - Symptom als Ausdruck des Systems:
Ein Problem (z.B. eine Depression oder eine Essstörung bei einer Person) wird oft als ein Ausdruck oder Lösungsversuch für eine Störung oder ein Ungleichgewicht im gesamten System verstanden.
Der Prozess: Von der Ursache zur Lösung
Anstatt nur nach der Ursache des Problems in der Vergangenheit zu suchen, konzentriert sich die Systemische Therapie auf Veränderung, Ressourcen und Lösungen in der Gegenwart und Zukunft.
Ansatz | Fokus der Systemischen Therapie |
Problem vs. Lösung | Lösungsorientiert: Es werden die Stärken (Ressourcen) des Systems gesucht, um neue Lösungswege zu entwickeln. |
Warum vs. Wofür | Wofür? Statt „Warum ist das Problem entstanden?“ wird gefragt: „Wofür ist das Symptom im System nützlich oder funktional?“ (z.B. um Aufmerksamkeit zu bekommen oder einen Konflikt zu vermeiden). |
Einzeln vs. Miteinander | Es werden oft relevante Bezugspersonen (Partner, Familienmitglieder) in die Sitzungen miteinbezogen, um die Interaktionsmuster direkt bearbeiten zu können. |
Typische Methoden
Systemische Therapeuten nutzen spezielle Gesprächstechniken, um neue Perspektiven zu eröffnen:
- Zirkuläres Fragen:
Fragen, bei denen eine Person dazu angeregt wird, die Beziehung oder die Sichtweise anderer Systemmitglieder zu beschreiben („Was glauben Sie, denkt Ihre Tochter, wenn Sie das tun?“). - Wunderfrage:
Hypothetische Frage, um das Therapieziel klarer zu definieren („Stellen Sie sich vor, über Nacht geschieht ein Wunder und Ihr Problem ist gelöst – woran würden Sie am nächsten Morgen merken, dass es weg ist?“). - Reframing (Umdeutung):
Das Problem wird in einen neuen, positiveren Rahmen gestellt (z.B. eine starke Eifersucht als starkes Bedürfnis nach Bindung und Sicherheit umdeuten).
Zusammenfassung
Die Systemische Therapie ist eine ganzheitliche, lösungsorientierte Kurzzeittherapie, die davon ausgeht, dass die bestehenden Probleme durch die Veränderung der Muster und Kommunikation im gesamten sozialen Umfeld (System) gelöst werden können. Sie ist in Deutschland als Richtlinienverfahren für Erwachsene bei verschiedenen Störungen (z.B. Depressionen, Angst– und Essstörungen) von den Krankenkassen anerkannt.
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