Validierung

Validierung ist der Prozess in der Psychotherapie, bei dem der Therapeut die Erfahrungen, Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen des Klienten anerkennt, versteht und als nachvollziehbar (gültig) bestätigt, auch wenn der Therapeut die Sichtweise oder das Verhalten nicht teilt oder billigt.

Es ist eine zentrale therapeutische Technik, die Akzeptanz und Wertschätzung vermittelt und die Grundlage für Vertrauen und Veränderung schafft.

Ursprünglich stammt das Konzept der Validierung von der US-Amerikanerin Naomi Feil. Sie entwickelte die Methode zwischen 1960 und 1980, um Menschen mit Demenz besser zu verstehen und eine wertschätzende Kommunikation zu ermöglichen, indem ihre Gefühle und ihre Realität als gültig anerkannt werden. Die Methode basiert auf den Grundannahmen der klientenzentrierten Gesprächsführung von Carl Rogers. 

Kernprinzipien der Validierung

Validierung bedeutet nicht, dass der Therapeut:

  1. Zustimmt (Agreement):
    Man muss dem Klienten nicht zustimmen, dass sein Gefühl oder seine Interpretation objektiv „richtig“ ist, sondern nur, dass es verständlich ist, basierend auf seinen Erfahrungen.
  2. Billigt (Approval):
    Validierung ist keine Billigung von schädlichem oder dysfunktionalem Verhalten (z.B. Selbstverletzung oder Aggression). Es wird die emotionale Not anerkannt, die zu diesem Verhalten geführt hat.

Die Funktion der Validierung

Validierung erfüllt mehrere wichtige Funktionen im Therapieprozess:

Funktion Erklärung
Vertrauensaufbau Der Klient fühlt sich gehört und ernst genommen. Dies senkt Abwehrhaltungen und stärkt die therapeutische Beziehung.
Emotionale Regulation Durch die Anerkennung beruhigt sich das emotionale System des Klienten. Klienten können ihre Gefühle besser benennen und tolerieren.
Selbst-Validierung Der Klient lernt, seine eigenen Emotionen und Reaktionen selbst als gültig anzuerkennen, was zu mehr Selbstakzeptanz führt.
Vorbereitung zur Veränderung Veränderung ist oft nur möglich, wenn sich der Klient zunächst akzeptiert fühlt. Validierung schafft die nötige Sicherheit und Stabilität, um neue Verhaltensweisen auszuprobieren.

Die 6 Stufen der Validierung (Marsha Linehan)

Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) von Marsha Linehan, die oft bei Borderline-Störungen eingesetzt wird, hat ein detailliertes Modell der Validierung entwickelt:

  1. Zuhören und Beobachten (Listen and Observe):
    Volle Aufmerksamkeit und aktives Zuhören. Nonverbale Validierung (Nicken, Blickkontakt).
  2. Wiederholen (Accurate Reflection):
    Die Aussagen des Klienten werden in eigenen Worten präzise und wertfrei zusammengefasst, um zu zeigen, dass man verstanden hat.
  3. Gedankenlesen (Mind-Reading):
    Nicht ausgesprochene Gefühle und Gedanken werden verbalisiert (z.B. „Ich merke, das macht dich gerade wütend, auch wenn du es nicht sagst.“).
  4. Validierung durch Ursachen (Validation by Cause):
    Das Gefühl wird als verständliche Reaktion auf eine frühere Erfahrung anerkannt (z.B. „Angesichts der traumatischen Erlebnisse in deiner Kindheit ist es absolut logisch, dass du heute in engen Beziehungen Misstrauen empfindest.“).
  5. Validierung durch allgemeine Prinzipien (Validation by Principles):
    Das Gefühl wird als normale, menschliche Reaktion in dieser Situation anerkannt (z.B. „Jeder Mensch wäre nach so einem Verlust verzweifelt.“).
  6. Radikale Echtheit (Radical Genuineness):
    Der Therapeut sieht den Klienten als kompletten, gültigen Menschen und begegnet ihm auf Augenhöhe, was die tiefste Form der Validierung darstellt.

Validierung ist somit die Brücke, die eine sichere therapeutische Allianz schafft, von der aus eine echte Veränderungsarbeit erst beginnen kann.

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