Verhalten
In der Psychologie bezieht sich Verhalten auf alle Handlungen, Reaktionen und Ausdrucksformen eines Organismus, die beobachtet, beschrieben und gemessen werden können. Es umfasst sowohl sichtbare, äußere Aktivitäten als auch innere, nicht direkt beobachtbare Prozesse, die sich im Verhalten manifestieren.
Zentrale Definitionen des Verhaltens
Das Konzept des Verhaltens ist fundamental für alle psychologischen Teildisziplinen und wird oft in zwei Bereiche unterteilt:
A. Offenes (Externes) Verhalten
Dies sind alle Handlungen, die von außenstehenden Beobachtern direkt wahrgenommen werden können.
- Beispiele:
- Laufen,
- Sprechen,
- Essen,
- Mimik (Lächeln, Stirnrunzeln),
- Schreien,
- Schreiben,
- Vermeiden einer Situation.
B. Verdecktes (Internes) Verhalten
Dies sind innere Prozesse, die nicht direkt beobachtbar sind, aber in der Psychologie oft ebenfalls als Verhalten betrachtet werden, da sie sich auf die äußere Reaktion auswirken.
- Beispiele:
- Denken,
- Erinnern,
- Fühlen,
- Grübeln,
- Wahrnehmen,
- Entscheiden.
Diese Prozesse werden oft indirekt über Selbstaussagen oder physiologische Reaktionen (z.B. Herzfrequenz) erfasst.
Verhalten in den Psychologischen Schulen
Die Bedeutung und Erklärung des Verhaltens variiert je nach psychologischer Schule:
| Psychologische Schule | Fokus des Verhaltens | Wichtige Konzepte |
| Behaviorismus | Das Verhalten als einziger Gegenstand der Psychologie. Fokus auf beobachtbare Reaktionen und deren Entstehung durch Lernprozesse. | Klassische und Operante Konditionierung, Verstärkung, Bestrafung. |
| Kognitive Psychologie (KVT) | Verhalten als Ergebnis kognitiver Prozesse (Gedanken, Schemata). | Kognitionen, Kognitive Umstrukturierung, Kognitive Triade. |
| Tiefenpsychologie (Psychoanalyse) | Verhalten als Ausdruck unbewusster Konflikte und Triebe. | Triebe, Abwehrmechanismen, Übertragung. |
| Biologische Psychologie | Verhalten als Ergebnis physiologischer und genetischer Prozesse. | Neurotransmitter, Hormone, Hirnstrukturen. |
Verhalten in der Verhaltenstherapie
In der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) spielt die Verhaltensanalyse eine zentrale Rolle bei der Behandlung von Störungen.
- Funktionale Verhaltensanalyse (S-O-R-C-Modell):
Verhaltensweisen werden als erlernt und durch Konsequenzen aufrechterhalten betrachtet. Ziel ist es, die Funktion eines problematischen Verhaltens (z.B. Vermeidung) zu verstehen, indem man die Situationen, die auslösenden Reize, die Organismusvariablen (Kognitionen/Emotionen) und die Konsequenzen untersucht. - Verhaltensänderung:
Die Therapie zielt darauf ab, maladaptive (fehlerhafte) Verhaltensmuster zu löschen (z.B. Vermeidung durch Exposition) und adaptive Verhaltensweisen zu lernen oder zu aktivieren (z.B. Verhaltensaktivierung bei Depression).